Lebensfreude - YOLO: Erlaube Dir, glücklicher zu sein

„Carpe Diem“ ist ein lateinischer Ausdruck, der vor über 2000 Jahren in der Ode „An Leukonoe“ des römischen Dichters Horaz erstmals auftauchte. Die wörtliche Übersetzung – „Pflücke den Tag“ – wird im heutigen Sprachgebrauch sowohl mit „Genieße den Tag“ als auch mit „Nutze den Tag“ assoziiert.

Nutzung – das klingt nach Ordnung, Arbeit und Leistung. Dabei hängt die Bedeutung sehr vom individuellen Verständnis ab. Ein „genutzter Tag“ kann viele Facetten haben: Nicht zuletzt hängt von dem eigenen Empfinden ab, wie wir „Lebensfreude“ definieren und leben. Wo der eine sie spürt, wenn er ganz in einer Aufgabe aufgeht, die andere eine bewusste Auszeit genießt und wieder andere in den Tag hineinleben – ihnen allen ist gemeinsam, dass sie den Tag zum Ausleben ihrer jeweiligen Bedürfnisse genutzt haben, ihn wie eine frisch gepflückte Frucht betrachten und am Ende des Tages zufrieden sind mit sich selbst. Sicher eine Grundvoraussetzung für Lebensfreude: sich darüber bewusst zu werden, dass jeder Tag im Leben wertvoll ist. Ebenso kann man für sich selbst eine ganz eigene Lebensfreude entwickeln und sogar „trainieren“. Allerdings reicht es nicht, einschlägige Literatur zu lesen und einen Trainingsplan zu erstellen – man muss selbst aktiv werden.

YOLO – das moderne Carpe Diem

You only live once – abgekürzt YOLO – ist die moderne Version von „Carpe Diem“: Wer begreift, dass das Leben endlich und die Freude daran individuell ist, kann sich entsprechend konditionieren. Denn auch Lebensfreude wächst wie ein Muskel nur mit stetiger Übung.

Klar – nicht jeder Tag ist ein Tag, an dem wir freudig und neugierig aus dem Bett hüpfen. Mag sein, dass wir uns nicht gesund oder schwach fühlen, Probleme wälzen oder einfach schlechte Laune haben. Das gehört zum Menschsein. Doch unsere Fähigkeit zu reflektieren, zu vergleichen und uns selbst zu motivieren, ist größer als wir oft denken. Mithilfe der passenden Strategie ist es möglich, auch in schwierigen Zeiten eine Portion Lebensfreude im Tag unterzubringen – und sei es nur eine kleine „Belohnung“ ganz individueller Art: Singen, Tanzen, Kochen, Treffen mit Freunden. In anderen Kulturen scheint das selbstverständlicher zu sein und Zufriedenheit mehr als ein fernes Ziel. Ein Schlüssel zur Lebensfreude ist die eigene Wahrnehmung und ihre Bewertung: Indem ich mich frage, was mich zufrieden macht, habe ich schon einen großen Schritt in Richtung Lebensfreude gemacht. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang der sinnliche Genuss: Fühle ich mich wohl und entspannt, wenn ich in der Natur bin, Musik höre, den Kaffee rieche, seidigen Stoff berühre, meine Lieblingsmahlzeit esse? Wer sich darüber im Klaren ist, kann diese Empfindungen im Alltag verankern und sich jederzeit daran erinnern.

Erlaube Dir, glücklicher zu sein, als Du zu verdienen glaubst

In ihrem Bestseller „101 Essays, die dein Leben verändern werden“ (s. Buchtipp Seite 26) führt uns die Autorin Brianna Wiest eindrucksvoll vor Augen, in welche Fallen wir immer wieder tappen – und wie wir sie künftig vermeiden können. Einer ihrer Kernsätze lautet „Wenn alles Große aus einer Reihe von Kleinigkeiten entsteht, setzt sich auch ein großartiges Leben aus einer Vielzahl kleiner Momente zusammen, von denen wir die meisten verpassen, weil wir die Inhaltsangabe schreiben anstatt die einzelnen Kapitel.“ Gemeint ist: Wir verpassen einzelne Momente der Zufriedenheit, weil wir ständig dem großen Glück hinterherjagen. Dabei glauben wir oft, das Glück nicht verdient zu haben. Ein gigantischer Verhinderer, dem wir nur entgehen, wenn wir verstehen: „Das Wichtigste ist, dass du das tust, was dich glücklich macht, und dass du verstehst, dass dein Glück allein in deiner Hand und deiner Verantwortung liegt. Davon trennt dich kein Tag, keine neue Stelle oder Beziehung oder Veränderung. Es ist genau jetzt. Deine einzige Aufgabe besteht darin, die Blockaden zu beseitigen, die dich am Ausleben deines Glücks hindern. Die einzige Veränderung, die passieren muss, betrifft dich selbst.“ 

Das Leben kann also doch ein Wunschkonzert sein – mit einer Hitliste, die wir selbst jederzeit wählen und neugestalten können.